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„Was soll ich heute anziehen?“ – die oft belächelte Frage von Frauen stellt sich tatsächlich bei wichtigen PR-Anlässen wie Pressekonferenzen, Fernsehstatements oder gar Hauptversammlungen als ein Minenfeld auch für Männer heraus. Jeder PR-Experte sollte daher sich und seinen Geschäftsführer oder Vorstand nicht nur verbal, sondern auch farblich auf die Botschaft abstimmen. Welche Farbe – selbst bei der Krawatte – Durchsetzungskraft oder vornehme Zurückhaltung aussagt und wie Farben Lügen strafen können, haben wir näher beleuchtet.

Eines ist gleich zu Anfang festzuhalten – rot ist tatsächlich die Farbe der Sieger. Spätestens seit Donald Trump um den Hals von Blau auf Rot wechselte und für die Welt recht überraschend die Wahl zum Präsidenten der USA gewonnen hat, ist die Farbfrage wieder verstärkt ins Licht gerückt. Denn das erste Fernsehduell, in dem er noch eine hellblaue Krawatte trug und Hillary Clinton dagegen ganz in Rot erschien, war für ihn das am wenigsten erfolgreiche. Danach wechselte er auf Rot und nahm in der Zustimmung stetig zu. Auch Angela Merkel trägt bei Anlässen, bei denen sie etwas erreichen will – z.B. EU-Verhandlungen oder G20 – häufig eine rote Jacke. Und auch im Wahlkampf sahen wir sie alle vermehrt in Rot.

Das TV-Format Leschs Kosmos widmete der Kleiderfarbe eine ganze Sendung und berichtet über wissenschaftliche Studien, die feststellten, dass Juroren bei Sportbewertungen wie bei Taekwando, Ringen oder Boxen vermehrt denjenigen die besseren Noten gaben, die ein rotes Trikot trugen. Erstaunlich war, dass dies auch funktionierte, als durch digitale Nachbereitung die Farben vertauscht wurden. Rot bedeutet also Selbstbewusstsein, Souveränität, Siegeswillen und Wettbewerbsorientierung – nicht erst seit die Tierforschung erkannt hat, dass der Po des Pavians umso roter wird, je streitlustiger und dominanter er sich behaupten will, und rot schon immer die Farbe der Könige war. Diese Farbe gaukelt uns also unbewusst Dominanz und Stärke vor, ohne dass dies tatsächlich stimmen muss.

Kleider machen Leute – Farben machen Image

Auch die Wirtschaftswoche hat sich im Januar dieser Thematik unter dem Titel „Was Farben bei der Kleidung signalisieren“ gewidmet und dabei festgehalten, dass schwarz für Autorität und Seriosität steht und die helleren Blautöne, die Hannelore Kraft gerne trägt, für Frische und Dynamik stehen sowie Vertrauen und Treue suggerieren. Die Wirtschaftswoche hat hierfür mit einer Expertin zusammen gearbeitet, die sich mit der Farbberatung für wichtige Businessanlässe unter dem Namen CorporateColor selbstständig gemacht hat. Petra Waldminghaus ist der Meinung, dass das Erscheinungsbild der Mitarbeiter – gerade auch die, die in den Medien präsent sind – das Image des Unternehmens nachhaltig beeinflussen. Also ist es umso wichtiger für PR-Profis, sich mit diesem Image-gebenden Faktor professionell auseinanderzusetzen.

Die psychologische Forschung setzt sich schon länger mit der Wirkung und Symbolik von Farben auseinander. Die Deutungen können zum einen aus dem Kulturkreis begründet sein oder zum anderen aus individuellen Vorlieben entspringen – die meisten Farbwirkungen sind jedoch sehr allgemein gültig. Grüne bis blaue Töne werden als kalte Farben empfunden assoziierend zu Wasser und Flora, während gelbe bis rote Töne aufgrund der Assoziation zu Sonne und Feuer als warm gelten.

Die Farbpalette und ihr Bedeutungsspektrum

Nun wird sich natürlich kein Manager in Orange kleiden oder eine Forscherin in knallgrün vor die Kamera zum Statement stellen. Es gilt vielmehr, aufbauend auf den Business-Tönen blau, grau und schwarz Farbakzente einfließen zu lassen, die der Botschaft entsprechen. Die Herren der Schöpfung können das mit der Krawatte und dem Einstecktuch tun, die Damen haben etwas mehr Spielraum mit Blazer, Shirt/Bluse, Tüchern oder Kleidern. Jedoch ist ein gesamter roter Anzug, wie Hillary Clinton ihn zum ersten Duell trug, ein echtes Dominanz- und Angriffszeichen, dass auch ab- oder verschrecken kann.

Mit dem folgenden Farbkatalog (nach Farbpsychologie der Mode) kann der Profi der visuellen Kommunikation die passende Farbbotschaft auswählen:

Blau – strahlt Ruhe aus, wirkt aber auch kalt und distanziert. Mit der Farbe wird Souveränität, Vertrauen und Zuverlässigkeit assoziiert – mit helleren Blautönen Frische und Dynamik.

Rot – steht für Energie, Leidenschaft und Liebe. Die Farbe suggeriert Dominanz, Wettbewerbsorientierung und Selbstbewusstsein.

Gelb – gilt als vernünftig, sachlich, intelligent und freiheitsliebend. Die Farbe vermittelt Lebensfreude und Leichtigkeit.

Grün – ist die Farbe des Lebens und der Hoffnung. Die Farbe assoziiert Zukunftsbezogenheit, Nachhaltigkeit und Natur.

Schwarz – hebt sich von der Allgemeinheit ab, ist individuell – auf ganz verschiedene Weise. Viele Subkulturen (z. B. Gothic) verwenden als vorherrschende Farbe Schwarz. Schwarz kann Pessimismus oder Stärke sowie Vornehmheit und Eleganz  ausstrahlen.

Weiß – steht für Reinheit und Unschuld. Deshalb tragen es Ärzte, Köche und andere Berufsgruppen, bei denen es auf Hygiene ankommt. Im Alltag wirkt die Farbe klar, jugendlich und unschuldig.

Braun – wirkt geduldig, vorsichtig, verantwortungsbewusst und stark. Die Farbe suggeriert Tradition, Bescheidenheit und Bodenständigkeit.

Grau – scheint vorsichtig, diplomatisch und schlicht. Kompromissbereit, zurückhaltend und bisweilen unauffällig wirken in der Farbe gekleidete Menschen.

Violett/Lila – ist die Farbe der Magie und Religion und strahlt Würde aus. Violett ist außergewöhnlich, so dass ihre Träger als geheimnisvoll, fantasievoll und kreativ gelten.

Rosa/Pink – Wer Rosa trägt, wirkt zärtlich, schutzbedürftig und Zuwendungs-fähig. Pink, die kräftige Variante von Rosa, möchte auffallen.

Orange – steht für Lebensfreude, Lebensenergie und Fröhlichkeit. Die Farbe suggeriert Emotionalität, Extrovertiertheit und Kreativität.

Türkis/Cyan – möchte ebenfalls auffallen und gilt als eigensinnig und phantasievoll.

Also überlegen Sie gut, wie Sie sich oder wie sich Ihr Geschäftsführer oder Vorstand beim nächsten Presse-Event präsentiert. In unserer visuell-orientierten Welt ist es immer das Gesamtbild, das überzeugen muss, damit die Kommunikation erfolgreich ist.